Für einen starken Öffentlichen Gesundheitsdienst: Pakt für den ÖGD weiterführen!

So lautete der einhellige Appell der Vertreter:innen des 73. Wissenschaftlichen Kongresses für den Öffentlichen Gesundheitsdient (ÖGD), der vom 24. bis 27. April im Hamburger Congress Center stattfand. In Zukunft werde der ÖGD kontinuierlich weitere neue Aufgaben zur Sicherung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung übernehmen müssen. Daher sei es dringend notwendig, dass der ÖGD seine Ressourcen künftig verstetige und so nachhaltig über 2026 hinaus gestärkt werde.

Das Bild zeigt die Hamburger Skyline mit Elbphilharmonie und dem Schriftzug "73. Wissenschaftlicher Kongress"
BVÖGD

Vertreter:innen des ÖGD widmeten sich rund eine Woche in Hamburg den vielfältigen Themen ihrer jeweiligen Fachbereiche. Sie präsentierten und diskutierten aktuelle Forschungsprojekte und neue Erkenntnisse und gaben einen Ausblick auf künftige Entwicklungen im ÖGD. Genau diese Entwicklungen sind eng verknüpft mit vielfältigen neuen Aufgaben für den ÖGD, die sich etwa aus den Folgen des Klimawandels für die Gesundheit ergeben. Der ÖGD muss daher nicht nur Pandemien und seine klassischen Aufgaben bewältigen, sondern auch zusätzliche Herausforderungen „on top“ meistern. Angesichts dieser Situation waren sich alle Akteur:innen der medizinischen Verbände einig: Der ÖGD muss über das Ende des Pakts für den ÖGD 2026 hinaus gestärkt werden.

Drohender Stellenabbau im ÖGD

Den Pakt für den ÖGD hatte der Bund in der Coronapandemie beschlossen. Er stellt für die Umsetzung seit 2021 und bis Ende 2026 insgesamt rund vier Milliarden Euro zum Ausbau der Ressourcen und zur Stärkung des ÖGD bereit. Die bislang mithilfe der Paktgelder über 5.000 an den Gesundheitsämtern geschaffenen Stellen stopften jedoch nur Lücken, die über lange Jahre im ÖGD gewachsen seien. Mit Ende des Pakts 2026 drohe jetzt ein Stellenabbau, befürchtet Kristina Böhm, Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD). „Das können wir uns nicht leisten!“, sagt Böhm. „Wir brauchen in Deutschland eine nachhaltige und dauerhafte Verbesserung der Personalsituation im ÖGD. Dabei stehen Bund, Länder und Kommunen gleichermaßen in der Verantwortung. Die Förderung für den ÖGD darf kein Strohfeuer bleiben! Denn der Gesundheitsschutz der Bevölkerung muss an erster Stelle stehen“, so Böhm.

„Klar ist: Der ÖGD benötigt für diese und seine übrigen vielfältigen Aufgaben dringend mehr Fachpersonal auf allen Ebenen in den Gesundheitsämtern. Dazu müssen wir Bewerberinnen und Bewerbern attraktive und langfristige Perspektiven bieten können“, umreißt Emmanuel Wiggerich, erster stellvertretender Vorsitzender des BVÖGD, die Lage.

Gerade im Kontext Klimawandel und Gesundheit spielt der ÖGD eine entscheidende Rolle, hat er doch durch seine bürgernahe Vernetzung Zugang zu den entscheidenden Informationen und Daten, auf deren Basis evidenzbasierte Handlungen idealerweise in Zusammenarbeit mit Kommunen und Stadtplanung abgeleitet und initiiert werden können, beispielsweise im Rahmen der Erstellung von Hitzeschutzkonzepten in den Kommunen. Tatsächlich werde in diesem Bereich die Expertise des ÖGD sehr geschätzt und angefragt, so Wiggerich.

Das Bild zeigt die Innenansicht des Congress Centers Hamburg mit Blick nach draußen
Innenansicht des Congress Centers Hamburg Hamburg Messe und Congress | Michael Zapf

DGÖG – neue Fachgesellschaft des Kongresses

Erstmals veranstaltete die im Mai letzten Jahres gegründete Deutsche Gesellschaft für Öffentliches Gesundheitswesen (DGÖG) gemeinsam mit dem BVÖGD und den Zahnärztinnen und Zahnärzten des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BZÖG) den Kongress. Die DGÖG entstand auf Initiative des BVÖGD mit dem Ziel, künftig mehr Wissenschaft im ÖGD zu verankern.

Sie will die Erstellung und Aktualisierung von evidenzbasierten Leitlinien vorantreiben und unterstützt die weitere Etablierung des ÖGD in der akademischen Lehre. „Besonders auf der kommunalen Ebene wollen wir uns für eine bessere Vernetzung zwischen ÖGD und Wissenschaft einsetzen, um kleinräumige Analysen zu ermöglichen und für Entscheidungsprozesse zur Verfügung zu stellen. Dabei sind gemeinsam erarbeitete Handlungsempfehlungen besonders wichtig“, betont Susanne Pruskil, erste Vorsitzende der Fachgesellschaft.

Im kommenden Jahr findet der 74. Wissenschaftliche Kongress der Verbände des ÖGD bereits vom 3. bis 5. April 2025 in Erlangen statt.